Donnerstag, 9. Dezember 2010

Mitten drin statt nur dabei!

Eigentlich sollten meine naechsten Blogeintraege von meiner Reise nach Ecuador und von meiner Geburtstagsfeier handeln. Ich weiss, dass ich mal wieder hintendran bin aber ich hatte einfach keine Zeit. Dieser Blogeintrag ist eine Eilmeldung und befasst sich mit den aktuellsten Ereignissen und meiner momentanen Situation. Kurze Zusammenfassung:
Da ich Freitag, Montag, Dienstag und Mittwoch frei hatte, entschlossen ein Freund aus Lima und ich uns dazu, einen Kurzurlaub in der in den Anden gelegenen Stadt "Huaraz" zu machen. Soweit so gut. Genaueres zu diesem Urlaub gibt es in den folgenden Blogeintraegen (mit Fotos). Ich komme direkt auf den Punkt. Ich sitze immer noch in Huaraz fest, da keine Buse die Stadt verlassen koennen. Ebensowenig koennen Buse in die Stadt gelangen. Gesperrt werden die Strassen von wuetenden Demonstranten, welche seit Mittwoch die Verkehrswege nach Tumbes versperren. Gerichtet ist diese Demonstration gegen die Regierung, welche Land mit wertvollem Mineralienvorkommen an russische Investoren verkaufen will und somit das Land zum Minenbau freigeben moechte. Dazu muesste eine in den Anden liegende Lagune zerstoert werden, da unter ihr die begehrten Rohstoffe lagern. Dies geschieht jedoch gegen den Willen der dort lebenden Menschen, welche von der Lagune abhaengen, da sie den ueberlebenswichtigen Fluss mit Wasser speist. Des Weiteren wuerde der Beginn des Minenbaus giftige Stoffe freisetzen und den Fluss kontaminieren (vor 10 Jahren wurde diese Erfahrung nur 20km entfernt mit einer anderen Lagune gemacht; Geschichte wiederholt sich). Die Menschen haben Angst vor der Wiederholung dieser vergangenen Ereignisse und setzen nun alles daran dieses Vorhaben der Regierung zu stoppen.All dies betrifft die umliegenden Bergdoerfer und ihre Bewohner fuer welche die Lagune und der Fluss leben bedeutet. Sie benoetigen das Wasser zur Bewaesserung ihrer Felder, zum Waschen ihrer Kleidung und selbstverstaenlich zum Trinken.. Dieses Vorhaben der Regierung treibt die Menschen auf die Strassen und die Stimmung ist am kochen. Als die Polizei 2 unbewaffnete Demonstranten erschoss kochte die Stimmung endgueltig ueber und es ereigneten sich einige Kaempfe zwischen Demonstranten und der Polizei. In der Stadt selbst, wo wir uns derzeit befinden war bis heute noch nichts davon zu sehen. Erst heute marschierten mehrere Demonstrationszuege durch die Stadt, argwoehnisch begutachtet von der Polizei, welche voll ausgeruestet mit schwerer Schutzkleidung und Rauchgranaten Praesenz demonstriert. Ausserhalb von Huaraz ist die Situation jedoch am Eskalieren. Die Strassen wurden mit Baeumen blockiert, vorhin las ich, dass ein Sprengsatz gezuendet wurde und es gibt jetzt wohl mehrere Verletzte. Langsam schwappt jedoch ein Gefuehl von Unbehaben in die Stadt Huaraz, da viele Ladenbesitzer als Reaktion auf die Demonstrationen schnell ihre Laeden schlossen, um eventuellen Pluenderungen vorzubeugen. Nach einem Telefonat mit meinem Freund und Chef in Tumbes, welcher aus Huaraz stammt und sehr gut informiert ist ueber die aktuellen Geschehnisse, erfuhr ich, dass die Lage sich weiterhin zuspitzt. Die peruanische Regierung lies einen Flieger mit Sonderkommandos nach Huaraz fliegen, welche sich zur Zeit in der Militaerkaserne aufhalten und auf weitere Anweisungen warten. Sie stellen die letzte Loesung dar, wenn alle Verhandlungen scheitern. Wie ernst es der Regierung ist belegen auch diese 2 Tatsachen.
1. Die Regierung wies den Chef eines Krankenhauses in einem der Doerfer an, sich und sein Personal in Bereitschaft zu versetzen, da es bald zu einer Einlieferungswelle kommen koennte (diese Information entstammt einer zuverlaessigen Quelle)
2. Die Regierung unterdrueckt die oeffentliche Berichterstattung!
Ausserhalb von Huaraz wird nirgends von den Geschehnissen berichtet, da die Regierung die oeffentlichen Medien unter Kontrolle hat. Sprich, niemand weiss, was zur Zeit hier vor sich geht. Ausser natuerlich diejenigen, welche Bekannte oder Familie hier haben, oder sich auf der zur Zeit einzigen Informationsquelle (Link wird im Anhang genannt) informiert haben.
All dies klingt wie in einem schlechten Film und ist doch Realitaet. Wann der Konflikt beendet ist, ist nicht absehbar. Sicher ist jedoch, dass die Regierung ihn bald beenden wird...die Frage ist nur wie. Eine gewaltvolle Beendung ist alles andere als unmoeglich.
Bis dahin sitzen Konstantin und ich weiterhin in Huaraz fest. Wir befinden uns bis jetzt jedoch nicht in direkter Gefahr, da die Krisenherde ausserhalb der Stadt liegen und die Gefechte von den "Campesinos" (Landbevoelkerung) ausserhalb stattfinden. Ein weiterer nicht ausser Acht zu lassender Faktor: Durch die Blockaden konnten keine Lieferungen aus Lima oder sonstigen Kuestenstaedten die Stadt erreichen. Es ist nur eine Frage von Tagen, bis es zu einer Knappheit kommt. Dies koennte weiteres Oel ins Feuer giessen, da es Angst und Panik bei den Bewohnern der Doerfer und Stadt schueren wird.
Unglaublich zu was sich ein spontaner kleiner Kurzurlaub entwickelte..
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Es berichtete live aus Huaraz, Peru,
Lucas Marlow

http://www.huaraznoticias.com/titulares/comuneros-ni-un-paso-atras

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