Donnerstag, 30. Dezember 2010

Huaraz Tag Numero 1

Nun, da ihr schon einen Einblick in die aufrührerische Seite von Huaraz erhalten habt und ich mein Blogprogramm kurzfristig umschmeißen musste, um den sich den aktuellen Geschehnissen anzupassen, ist es nun an der Zeit euch von meinem kleinen Erholungsurlaub in der Andenstadt zu erzählen. Denn deswegen waren Konstantin und ich ja eigentlich dorthin gegangen.
Da war ich nun also Samstag morgens, nachdem ich die ganze Nacht Bus gefahren war und wünschte mir nichts sehnlicher als mein ganzes Gepäck abzuwerfen und mit Konstantin, den ich 3 ½ Monate nicht gesehen hatte einen Guten-Morgen-Kaffee zu trinken, als ich am Busbahnhof von Huaraz von diesen unglaublich nervenden und aufdringlichen „Schleppern“ empfangen wurde. „Schlepper“ sind die Leute, die vermeintliche Opfer (Touristen, sprich, Menschen der helleren Hautfarbe) direkt am Busbahnhof abfangen, befallen und mit allen möglichen Angeboten zu Hotels und Ausflügen bombardieren. Eines natürlich günstiger als das andere. Die gehen sogar soweit, dass sie einfach mit dir laufen. Dies machte ich mir zu nutzen, da ich einfach so tat, als hätte ich Interesse und ließ mich von ihm zum Plaza de Armas  führen, wo ich Konstantin traf. Dort angekommen, bedankte ich mich höflich und sagte, dass ich mich erst mit meinem Freund beraten müsste und wir später eine Entscheidung treffen würden. Als er darauf bestand mit zu Konstantin zu gehen und einfach nicht nachlassen wollte, wurde ich jedoch ein wenig sauer und machte ihm zu verstehen, dass seine Anwesenheit ungefähr so erwünscht war, wie die der Freundin in einem Stripclub. 1:0 für die Touristen. Nach kurzem begrüßen machten Konstantin und ich uns auf den Weg in ein Hotel, da auch er schon einen der „Schlepper“ kennengelernt hatte. Wir sahen uns das Hotel an, befanden es für gut und wollten einchecken, als die Besitzer uns einen Preis nannten, der deutlich über dem Lag, was uns der nette Herr  der uns herbrachte zuvor gesagt hatte. So bestanden wir also auf den uns genannten Preis und nach kurzem Hin und Her (und der Drohung, dass wir auch wo anders hingehen können) durften wir also bleiben und bezahlten grandiose 12,50 Soles (3,50€) die Nacht. 2:0 für die Touristen. Unglaublich stolz auf unsere Leistung gingen wir also frühstücken und freuten uns immer wieder aufs Neue, wie wir doch den Spieß herum gedreht hatten und den „Schleppern“ + Komplizen nicht auf den Leim gegangen waren. Mit Konstantin hatte ich einen sehr eifrigen und organisationstüchtigen Reisebegleiter bei mir, was sich auch sogleich am ersten Tag bezahlt machte, da er schon einen Ausflug an einen Gletscher organisiert hatte. Angeblich wäre dieser Ausflug hervorragend dafür geeignet, um sich an die Höhe zu gewöhnen. Die Stadt Huaraz liegt auf gemütlichen 3300m in den Anden wohingegen der Gletscher auf 5400m liegt. Selbstverständlich waren wir beide der Meinung, dass die so oft in Reiseführern und Erzählungen auftauchende „Höhenkrankheit“ nichts weiter als ein Mythos, eine Ausrede für Schwache, die den Wanderungen in Berggebieten nicht gewachsen sind ist. Mehr dazu später…
So saßen wir nun also in dem Bus und schlängelten uns noch weiter die Anden hinauf. Zwischendrin machten wir halt, schlürften ein wenig Koka-Tee, kauten auf Kokablättern rum (nein sie machen nicht high und ja sie schmecken scheußlich!) und sahen uns irgendwelche gigantischen Pflanzen an, welche nur alle 10 oder 100 Jahre blühen, so genau weiß ich das nicht mehr. Oben angekommen lag eine kleine Wanderung zu dem Gletscher vor uns und auch wir mussten zugeben, dass auf 5000m Höhe jeder Schritt ein wenig schwerer ist als normal. Jedoch hielten sich die sonstigen Auswirkungen die die Höhe normalerweise auf Menschen hat in Grenzen. Weit oben erwartete uns schon der Gletscher, welcher sich in seiner weißen Pracht vor uns entfaltete und nur darauf wartete, dass wir ihn beklettern und einen Haufen Fotos machen! Gesagt getan, eine halbe Stunde und unzähligen Fotos später befanden wir uns wieder auf dem Abstieg und jetzt fing es an….Es begann mit leichtem pochenden Kopfschmerzen, welche sich langsam aber sicher über den ganzen Kopf verteilten. Das schmerzhafte Pochen wurde immer schlimmer obwohl wir uns auf dem Rückweg befanden. Am Bus angekommen, konnten wir es kaum erwarten runterzufahren, da unserer Logik nach die Kopfschmerzen ja nachlassen würden, desto weiter wir wieder runterfahren. Falsch gedacht. Die Busfahrt stellte sich als der schlimmste Alptraum heraus! Stellt euch vor ihr habt unsagbare Kopfschmerzen, euer Magen verdreht und verkrampft sich als würde er versuchen sich selbst zu zerstören und ihr sitzt in einem Bus, welcher fröhlich eine ungeteerte Straße in den Bergen hinab poltert. Das ständige Auf und Hab bereitete uns Höllenqualen und wir sahen uns an und mussten selbst über des anderen Elend lachen. Randnotiz für zukünftige übermütige Reisende: Die Höhenkrankheit ist kein Mythos! Sie ist echt und sie ist die Hölle!
Wie so vieles im Leben überstanden wir jedoch auch dies mehr oder weniger lebendig und freuten uns auf die warme Dusche im Hotel und gönnten uns ein riesen Abendessen. Als die Schmerzen nun langsam nachließen, konnten wir auch wieder über unsere Dummheit lachen, direkt nach unserer Ankunft auf einen in 5400m gelegenen Gletscher zu fahren, da man normal 2 Tage zur akklimatisierung einplanen sollte, bevor man auf 5000m steigt. Nun ja, wir sind jung und dumm und wer nicht hören kann muss fühlen. Wer fühlt, der lernt!
kurzer Halt waehrend der Busfahrt
auf dem Weg zum Gletscher...
der Berg (Namen hab ich vergessen)
Konstantin und ich unter dem Gletscher :D
Kontantin und ich auf dem Gletscher :D

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