Nachdem ihr euch nun ein Bild von meinem Dschungelaufenthalt machen konntet und ich auch schon einige Male die Namen „Projekt“, „Orlando“, „Pichin“ und „Emith“ fallen lassen haben, folgt nun der Artikel der diesbezüglich für Klarheit sorgen wird.
Wie bereits erwähnt, verbrachten Tobias und ich einige Tage in Orlandos Projekt “Cerelias“, wobei wir das Projekt kennenlernten, Orlando beim Arbeiten zusahen und vor allem auch Zeuge einer unglaublichen Passion wurden!
Vielleicht sollte ich erst einmal mit dem Hauptprotagonisten dieser Geschichte beginnen: Orlando Z…
Vor ungefähr 15 Jahren beschloss dieser, dass er etwas gegen die rücksichtslose Jagd und den Verkauf von bedrohten und (unbedrohten) Tierarten aus dem Regenwald machen müsste. In Peru ist es Gang und Gebe die Tiere im Wald zu fangen und auf Märkten zu verkaufen. Hierbei wird keinerlei Rücksicht genommen und so finden sich von Affen, über Schildkröten, bis zu Caymanen alle Tierarten lebend oder gehäutet auf den Märkten wieder. Für einen Tierliebhaber wie Orlando sind solche Anblicke unerträglich und so begann er wann immer es ihm möglich war, die Tiere zu kaufen und wieder in die Wildnis auszusetzen. Was als gelegentlicher Akt begann wurde schon bald zu einer „Sucht“. Er kaufte immer und immer mehr Tiere und setzte diese aus, wobei sein finanzieller Haushalt sich immer mehr dem Ende näherte. Doch auch das konnte diesen Mann von seiner Berufung nicht stoppen und so begann er Hab und Gut zu verkaufen, um von diesem Geld mehr Tiere aufkaufen zu können. Zu dieser Zeit arbeitete er unter anderem als Touristenführer und so nutzte er seine Touren, um die Tiere wieder in ihr Habitat zurück zu führen. Über die Jahre verkaufte Orlando so ziemlich alles was er besaß und widmete sein Leben der Rettung der Tiere. Als nun alles von Fernsehen bis Haus verkauft war, wurde klar, dass es so nicht weitergehen könnte und so bahnte sich 2006 eine Kursänderung an. In der Stadt „Tarapoto“ gab es ein Regierungsprojekt der peruanischen Regierung, welches mit dem Schutz und der Konservierung des dort ansässigen Regenwaldes beauftragt wurde. Orlando konnte sie überzeugen ihn inmitten des Regenwaldes wohnen zu lassen, um dort seine Arbeit mit den Tieren fortzusetzen und vor allem auch zu der Repopularisierung des Waldes beizutragen, da vor allem jener nahezu leer gejagt wurde. So bezog Orlando also eine kleine Holzhütte, in welcher er nun seit 4 Jahren wohnt und dort in einem Zelt schläft (Bett wurde ja auch verkauft). Die Küche besteht aus einem aus Holz selbstgebautem Schrank sowie einer Feuerstelle, in die es nur leider reinregnet, da auch kein Geld vorhanden ist, um das Dach der Hütte zu reparieren. Die paar Besitztümer die er noch besitzt sind zum größten Teil Geschenke von ehemaligen Besuchern, die z.b. Decken oder Taschenlampen dar ließen. Gewaschen und gebadet wird im Fluss, von wo Orlando auch sein Wasser zum Trinken hernimmt. Eine weitere Hürde stellt die Logistik da. Selbstverständlich müssen die Lebensmittel auch zu der Hütte transportiert werden (ihr erinnert euch? 2 Std Wanderung mit 13 Flussüberquerungen?). Hierfür werden Träger engagiert, welche auch jeweils 30 Soles kosten. Vielleicht erinnert ihr euch auch noch daran, dass ich ihm letzten Artikel beschrieb, dass wir aufgrund des Regens fast nicht zurückkehren konnten, da der Fluss zu sehr anstieg. Das war in der Trockenzeit. In der Regenzeit, wenn es tagelang regnet und die Flüsse es unmöglich machen sie zu überqueren, können logischerweise auch keine Lebensmittel an die Hütte gebracht werden…
Ich glaube die angefügten Bilder sagen genug über Orlandos Lebensweise aus, und es bedarf keiner weiteren Kommentare, um zu erklären, was dieser Mann für seine Überzeugung geopfert hat. Er ist aus der Stadt und von seiner Familie weg in den Wald gezogen, sodass er dort seine Arbeit mit den Tieren fortführen kann. Ein Mann der jeglichen Lebensstandards entsagte und sich mit der Lebensweise eines Einsiedlers im Dschungel begnügt, wobei er jegliches Denken an seine eigene Person zurückstellt und die Tiere vor seiner selbst stellt. Für uns waren es witzige Tage im Dschungel, „Leben ohne irgendwas, wow wie aufregend! Das Essen ist durch den Regen verdorben, weil das Dach undicht ist? Yeaaah essen wir eben nichts!!!“. Für uns mag es ein Abenteuer gewesen sein, für Orlando ist dies das normale Leben. Ein waren Exempel für Willenskraft, Überzeugung und Passion.
Kommen wir nun also zu seiner momentanen Arbeit.
Die Regierungsinitiative für welche er Arbeit ist leider wie so ziemliche jede regierungsgeleitete Initiative, die nicht direkt in Lima ansässig ist – ineffektiv und auf sich alleine gestellt.
Eigentliche Aufgabe wäre Schutz der Flora und Fauna des Waldes, sowie wie oben angedeutet die „Wiederbelebung“ des Waldes. Leider nehmen nicht sich nicht alle Mitarbeiter der Organisation diese Aufgaben zu Herzen und somit ist Orlando was die Sache der Fauna angeht vollkommen auf sich alleine gestellt. Orlando beschäftigt sich mit der Überwachung der vorhandenen Tiere und kümmert sich um verwundete oder aus der Stadt aufgekaufte Tiere, um sie wieder behutsam in ihr natürliches Umfeld einzuführen. Doch wie leider häufig im Leben hapert es an den finanziellen Mitteln. Zur Zeit erhält Orlando von der peruanischen Regierung einen Mindestlohn (ca 640 Soles, wenn ich mich richtig erinnere), von dem er für sich UND die Tiere sorgen muss. Genau genommen bedeutet dies, dass von 640 Soles Nahrung, Medizin und sonstige benötigte Kleinigkeiten gekauft werden müssen und ich glaube wir können uns alle darauf einigen, dass 160€ im Monat nicht sehr viel ist, auch nicht in Peru. Nun kommt noch hinzu, dass Orlandos Tochter an Krebs leidet und er 500S von diesen 640S jeden Monat zu seiner Tochter schickt, um sie bei den Kosten der Chemotherapie zu unterstützen. So bleiben ihm und den Tieren also 140S im Monat…35€.
Das dies hinten und vorne nicht reichen kann ist wohl jedem klar und so kommen wir auch zu einem weiteren Phänomen an diesem Mann. Er isst nicht bevor seine Tiere nicht gegessen haben (es ist wahr, wir waren dabei). Seine Liebe zu den Tieren geht soweit, dass er auf Essen für Tage verzichten, sodass die von ihm gepflegten Tiere essen können. Keine weiteren Erklärungen nötig.
Als wir dort waren, konnten wir ihm dabei zusehen, wie er sich um ein verletztes Dschungelschwein kümmerte, einen aus der Stadt befreiten Papagei wieder in die Freiheit führte und „seine“ Herde an Dschungelschweinen kontrollierte.
Was auffiel, war, dass dieser Mann die Sprache der Tiere beherrscht und diese ihn auch verstehen. Wir wurden mehrmals Zeuge davon, wie er mit den Tieren redete und sie ihm gehorchten. Einmal brach er einen Kampf zwischen 2 wilden Dschungelschweinen ab indem er sich in die Mitte stellte (kleine Info: 3 von den Schweinen können einen Menschen töten und auseinandernehmen, riesen Hauer haben die Dinger :D). Ein anderes Mal befahl er einem der Schweine sich hinzulegen, sodass er ihm die Medizin auf die Wunden auftragen konnte und es war einfach beeindruckend zu sehen, wie tief eine Verbindung zwischen Mensch und Tier sein kann.
Kommen wir zu den 2 anderen Personen, welche sich seit kurzem auch in diesem Projekt einbringen. Zum einen wäre da „Pichin“, der Cousin Orlandos, welcher seit über 30 Jahren nichts von Orlando gehört hatte und beim Hören dieser Geschichte sich auf den Weg nach Tarapoto machte, um es mit eigenen Augen zu sehen. Völlig fasziniert von dem was er sah und sowieso auf der Suche nach einer Aufgabe im Leben (ein Mann mit einer fesselnden persönlichen Geschichte und seinem „Vertrag“ mit Gott), entschied er sich kurzerhand dazu dort zu bleiben und Orlando mit seinen eigenen Mitteln zu unterstützen, sowie für Tourismus zu sorgen. Die andere im Projekt ist „Emith“. Eine bezaubernde, naturliebende Frau, welche es in ihrem Leben schon durch ganz Südamerika, in die USA, nach Europa und für 4 Jahre nach Indien getrieben hatte und nun aber wieder in Peru Fuß fassen will und großzügiger Weise einen Großteil ihrer Freizeit und Energie dem Projekt widmet. Mit diesen zwei Menschen hat Orlando nun kräftige Helfer zur Seite, und so konnten dieses Jahr, genauer genommen, als wir da waren beachtliche Erfolge erzielt werden. Ein Problem des Projektes war es, dass es keine offiziellen Spenden sammeln konnte, da es ja nur ein Teil der Regierungsinitiative war, und somit an Regierungsgelder gebunden war, die es nur leider nie gab. Durch einen langen bürokratischen Kampf gelang es ihnen jedoch nun sich zu einem unabhängigen Projekt zu erklären und somit und unabhängige Spendenarbeit betreiben zu können. Wir kennen doch alle das Gefühl, dass manchmal im Leben zu einem gewissen Zeitpunkt alles perfekt zusammenläuft und man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, richtig? Genau so ging es uns mit diesen 3 Personen. Mein Freund Tobias hatte in Deutschland spenden für einen guten Zweck in Peru gesammelt, welche er nun nach eigenem Ermessen an verschiedene Projekte in Peru verteile. Von diesem Fond blieben ihm noch 1000Soles, welche er bereit war an dieses Projekt zu spenden. Ihr hättet die Gesichter dieser Personen sehen sollen. Pure Freude, pure Begeisterung und pure Dankbarkeit! Zufälligerweise, waren gerade in dieser Woche die benötigten Papiere eingetroffen und es waren nur noch die Rechnungen zu bezahlen, bevor die Unabhängigkeit gültig wurde. Da jedoch wie vorhin erwähnt finanzielle Mittel in diesem Projekt mehr als knapp sind, erwies sich dies als weitaus schwieriger als anfangs angenommen. Besagte Rechnung betrug sich auf 880Soles.
In Zukunft wird nun der Status einer NGO (Non Governmental Organisation) angestrebt und in 1-2 Jahren soll dieser Schritt erreicht werden. Mit dem Erlangen dieses Status währen sie in der Lage auch sich für Unterstützung von großen NGOs und Fonds zu bewerben und somit im großen Stile unterstützt zu werden. All dies ist jedoch ein langer Prozess und vor allem ein Kampf mit der Bürokratie. Nun sind erst einmal alle froh die Unabhängigkeit erreicht zu haben. Ein wahrhaft großer Schritt wenn man bedenkt, wie alles anfing.
Wie immer muss ich mich selbst bremsen, nicht viel zu viel zu schreiben, da ich sonst auch eure Aufmerksamkeit verlieren würde ;) also komme ich langsam zu meinem Schlussplädoyer ;)
Viele von euch werden nun vielleicht denken, dass dies ja alles schön und gut wäre, aber im Endeffekt nur ein weiteres Projekt in einem 3. Welt Land.
Ja, es ist nur eins von vielen Projekten, aber es ist das erste Projekt, von dem ich selbst persönlich völlig überzeugt bin und auch einen wirklichen Sinn darin sehe (und ich habe jetzt hier schon einige Projekte gesehen ;)). Was dieses Projekt so besonders macht sind die Menschen die darin arbeiten bzw. die völlige Hingabe Orlandos. Noch nie in meinem Leben bin ich einem Menschen begegnet, welcher mit solch einer Liebe für die Tiere geboren wurde und bereit war alles seiner Berufung zu opfern. Ich weiß nicht wie eure Erfahrungen mit solchen Begegnungen aussehen aber Orlando ist einer dieser Menschen, in denen ein Feuer brennt. Ein Feuer, welches ein Licht um alles um sich herum wirft und unglaublich abfärbt. Er könnte stundenlang über den Wald und die Tiere reden, Vorschläge zur Verbesserung des Projektes machen oder über die perfekte Zukunft des Projektes philosophieren. Eben darum sind Tobias und ich auch so überzeugt von diesem Projekt, da wir mit eigenen Augen alles gesehen haben was passiert, die Menschen kennen und vollkommen vertrauen. Wir haben die Rechnungen gesehen, die von der Spende bezahlt wurden, wir haben Konfirmation, dass das Dach wie versprochen von dem übrigen Geld repariert wurde und diese 3 Menschen haben auch nach dem Aufenthalt im Projekt bewiesen, dass wir vollkommen auf sie zählen können. Es war einfach nur hinreizend, wie sie sich um uns sorgten, die ganze Woche über begleiteten und auch in Extremsituationen unterstützten (Schamane). Ich übertreibe nicht, wenn sich in dieser Woche eine wahre Freundschaft entwickelte und auch deswegen liegt es Tobi und mir am Herzen zu helfen.
Wie kann man helfen?
1) Man könnte dort einige Tage als Tourist verbringen wie wir. Das Geld was bezahlt wird ist für die Parkgebühren, das Essen sowie für Orlando. Keine Sorge, ihr werdet sofort sehen, wo das Geld hinwandert.
2) Wer da war: WERBUNG! Gebt diesem Projekt Aufmerksamkeit und werbt für es. Ich kann mir kaum jemanden vorstellen, der nicht von diesen 3 mit dem Helfersyndrom angesteckt wird!
3) Spenden. Schlicht und einfach, die banalste Methode der Unterstützung. Eine Spende.
Dies ist wirklich eine der Sachen, für die es sich lohnt zu kämpfen. Wer dort war wird seine Begegnung mit Orlando und den Tieren nie wieder vergessen und eine völlig andere Sichtweise auf die Welt erhalten. Vor allem aber werdet ihr mit einem Menschen konfrontiert, welcher sein Leben einer Sache widmet, an die er glaubt, etwas, dass gerade für uns aus dem „reichen Westen“ eine beeindruckende Erfahrung ist. Ihr werdet mit einem Menschen konfrontiert, in welchem ein Licht brennt und welcher eines in euch entzünden wird. Zum Abschluss moechte ich nur noch erwaehnen:
In den letzten 15 Jahren, hat Orlando schaetzungsweise 3000 Tiere befreit....
In den letzten 15 Jahren, hat Orlando schaetzungsweise 3000 Tiere befreit....
Nachdem was ihr nun wisst, meint ihr dieser Mann hat alles verloren, oder alles gewonnen?
"In dir muss brennen, was du in anderen entzuenden willst." - Aurelius Augustus
PS: Falls sich jetzt irgendeiner meiner Leser dafür interessiert zu spenden, könnt ihr mich gerne anschreiben, und ich werde euch mit Infos versorgen. Spender werden desweiteren mit vorher-nachher-fotos und Rechnungen versorgt, somit auch gezeigt wird, dass das Geld nicht im Sand verläuft ;) Ich wiederhole, ich bürge für dieses Projekt und vor allem diese wundervollen Menschen
PS2: Oye Papa Pichin! Si lo estas leyendo dejame saber lo que piensas ;) Los extrano mucho! Gracias por todo!
PS3: Wer den Artikel gelesen hat und Facebook hat, postet bitte unter den Artikel “gewonnen” oder verloren”, je nachdem was eure Meinung ist. Würde mich wirklich interessieren.
...weitere Infos zum Projekt: Google: Orlando Zagazeta und http://cereliasperu.blogspot.com/
Orlando mit einem seiner Tiere die er pflegt |
Pichin mit Coucou...wie er schreit der Kleine :) |
das Wohnzimmer... |
die Kueche bei Regen...kochen unmoeglich :P |
Pichin in der Kueche...das Dach wurde jz repariert :) |
Kuechentisch |
Pichin beim Bau einer Kruecke fuer Tobi die Nudel...weil er auch einfach so ungeschickt ueber dne Fluss rennt :D |
Orlandos Anwesen.. |
trocknet nie die Waesche im Dschungel...einfach nie-.- |
sein Allzweckschrank :) Modell: Selbstgebaut |
Tobis und mein Gemach... |
Loecherchen im Dach |
nochmaldie Huette... |
der Affe und ich beim Kaempfen! |
Tobi naehert sich an die Schweinchen :P |
ach Gott ist das Vieh meinem Charme erlegen ;) |
Orlando mit seiner Herde...die Viecher verstehen keinen Spass beim Essen :D |
das Schweinchen kriegt seine Medizin... |
dieser Affe... |
Hey Lucas,
AntwortenLöschenich bin durch Zufall mal wieder auf Jans Website gekommen und über diese dann auf deine Site. Scheint ja ein total genialer Ort zu sein. Ich bin im Dezember und Januar in Peru auf der Durchreise und gerade am Planen, ob sich Tarapoto in den Trip einbauen lässt. Vielen Dank für diese tolle Anregung!
Lars