Freitag, 27. August 2010

Auf der Panamericana nach Tumbes... (18.08.2010)

Während ich diesen Artikel schreibe befinde ich mich in einem Bus, die peruanische Küste entlang, auf dem Weg nach Tumbes, die Stadt in welcher ich die nächsten 12 Monate verbringen werde. Auffallend war zunächst die immense Größe von Lima, da wir sicherlich 1 ½ Std benötigten, um uns l aus der Stadt zu entfernen. Desto weiter wir uns vom Stadtkern entfernten, desto ärmer und spärlicher wurden die Bilder die sich unseren Augen boten. Schnell wurde meinen 2 Mitreisenden und mir bewusst, dass wir die ganze Zeit ein weichgezeichnetes Bild von Peru erhalten hatten. Ich meine gut, dieser Tatsache waren wir uns zweifelsohne auch bewusst, nur hatten wir in den paar Tagen noch keine Schritte außerhalb des Stadtkerns gemacht und so wurden wir zum ersten Mal mit der anderen Seite von Peru konfrontiert. Die Zustände in denen Menschen hier hausen, ja das Wort hausen ist durchaus angebracht, ist für welche, die dessen noch nie Zeuge wurden undenklich. Meine Mitreisende, Sophie, drückte es ganz richtig aus: „In Deutschland kann man sich das hier gar nicht vorstellen.“. Häuser, welche an die Hänge der Berge gebaut werden, gleichen Ruinen und werden provisorisch mit Wellblech oder Plastikplanen bedacht. Fenster-und türelos stehen die instabil gebauten Hütten kreuz und quer in der Peripherie von Lima herum und bilden einen eindrucksvollen Beweis von der unreglementierten sowie chaotischen Zuwanderung, welche es unmöglich macht, eine offizielle Einwohnerzahl für Lima zu bestimmen. Es fiel uns schwer unsere Blicke von der allgegenwertigen Armut abzuwenden, auch wenn wir diese aus dem bequemen 1. Klasseabteil unseres Reisebusses warfen. Die Ironie dieses Elendstourismus war uns selbst durchaus bewusst. Ich bilde mir auch nicht nach 3 Tagen in Peru ein, euch mit erhobenem Zeigefinger den Moralappostell vorzuspielen, mir ist nur daran gelegen euch an meinen Eindrücken teilhaben zu lassen. Diejenigen die vielleicht in anderen Ländern einmal Zeuge einer solchen Armut wurden werden mir zustimmen, dass diese einen mit vielen gemischten Gefühlen begegnet. Wir sehen sie nur, wir spüren sie nicht. Wir fahren mit schüttelndem Kopf und ein paar melancholischen Worten an der Armut vorbei und wissen doch, dass wir nichts daran ändern können und selbst davon nicht betroffen sein werden. Nichtsdestotrotz bleiben die Eindrücke erhalten und vermitteln einem eine seichte Vorstellung von einem anderen Leben. Einem Leben fernab von Urlaub auf anderen Kontinenten. Fernab von Fragen wie: „Wo möchte ich mal studieren?“ oder „Habe ich genug Geld um am Wochenende auszugehen?“. Doch vor allem, fern ab von dem Glück sich die Armut nur als Tourist anzusehen.


Um euch nicht nur mit stimmungstrübenden Zeilen in diesem Eintrag zu versorgen habe ich auch noch ein paar Positive in petto. Eine Fahrt auf derPanamericana kann ich jedem nur wärmstenst empfehlen, da die Aussicht fantastisch ist. Die Straße verläuft an der Küste des Kontinents und bietet während der Fahrt eine wunderschöne Panoramaaussicht auf das Meer. In meinem glücklichen Fall auch noch bei Sonnenuntergang.

Hiermit beende ich dieses kurze Intermezzo und lehne mich entspannt zurück und genieße die nächsten 15 Stunden Busfahrt nach Tumbes, wo hoffentlich meine zukünftige Gastfamilie mit offenen Armen auf mich warten wird. Denn das ist eigentlich das Ereignis, auf welches ich schon die ganzen Tage warte. Doch noch müssen die Räder des Busses einiges an Kilometern abrollen, bis ich zu der langerwarteten Begegnung komme. Versuchen werde ich mit möglichst wenig Erwartungen an die Sache heranzugehen und sprichwörtlich „die Dinge auf mich zukommen lassen werde“…

PS: Aus den 15 Stunden Fahrt wurden noch 20, also insgesamt 22 Stunden im Bus…

1 Kommentar:

  1. Das mit der Armut, die du siehst, ist natürlich erst mal schockierend, aber du musst bedenken, dass du noch ein sehr eurozentrisches Weltbild hast. Auch wenn diese Menschen sicher viele Probleme haben, sehen sie ihre Existenz nicht als so miserabel an, wie du es beschreibst. Sie kennen nichts anderes und haben gelernt auf ihre Weise glücklich zu sein. Man muss sicher etwas gegen die Armut tun, aber sie ist nicht so grausam wie es einem Europäer oder Amerikaner zunächst erscheint. Das wirst du mit der Zeit noch lernen..

    Grüßle ausm Schland! Jan

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